Die Produkte der chemischen Industrie sind für unser Leben von überragender Bedeutung. Heute werden sie fast ausschließlich aus Erdöl hergestellt, das die notwenigen Elemente Kohlenstoff und Wasserstoff liefert. Die „De-Fossilisierung“ der Herstellungsverfahren ist für eine nachhaltige Wertschöpfung in der Chemie notwendig, um neben der Umstellung auf eine klimaneutrale Energieversorgung auch die Rohstoffbasis umzustellen. In dem Artikel „Der Umbau der Chemieindustrie“ im Spektrum der Wissenschaft Ausgabe 09/23 (hier klicken für die Online-Version) steht Kohlendioxid als möglicher Kohlenstofflieferant im Fokus.
Gemeinsam mit Wissenschaftlern aus verschiedenen Institutionen diskutiert Prof. Walter Leitner vom Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion (MPI CEC) die Herausforderungen, aber auch die Chancen dieses Umbaus. CO2 gilt aus chemischer Sicht heute eigentlich als Abfallprodukt. Nutzt man es nun aber als Ausgangsstoff, können Ressourcen gespart und Emission vermieden werden – ein neuer Kreislauf entsteht. Dazu müssen einerseits Technologien entwickelt werden, mit denen wenige, in riesigen Mengen benötigten Grundstoffe der Chemieindustrie wie zum Beispiel Methanol aus CO2 und Wasserstoff hergestellt werden können. Gleichzeitig können Kohlendioxid und Wasserstoff auch für ganz neue Herstellungswege in den vielfältigen weiteren Prozessen entlang der Wertschöpfungskette genutzt werden. Damit wird der Kohlenstofffußabdruck der Produkte gesenkt und gleichzeitig können weniger umweltverträgliche Reagenzien oder Abfallströme vermieden werden. Das MPI CEC forscht an verbesserten und neuartigen Katalysatoren, die für beide Strategien essenzielle sind. Leitner betont in dem Beitrag, dass die CO2-Nutzung nicht dazu dienen soll, die fossile Welt zu erhalten, sondern vielmehr ein essenzieller Beitrag ist, um von den fossilen Rohstoffen loszukommen.