Vom genauen Blick auf die Oberfläche und vom „Spielfeld“ der Elektrosynthese

Ernst-Haage-Preise 2024 unterstreichen Vielseitigkeit der Chemieforschung

Die Preisträger*innen 2024 des Ernst-Haage-Preises (von links nach rechts): Prof. Dr. Barbara A. J. Lechner, Tim Schulte, Dr. Sheng-Hsiang Lin, Elisabeth Glöckler und Hinrich Kludig. © MPI CEC

Prof. Dr. Siegfried R. Waldvogel, Direktor am MPI CEC, sprach in seinem Vortrag über das „große Spielfeld“ der Elektrosynthese. © MPI CEC

Prof. Dr. Barbara A. J. Lechner ist mit dem nationalen Ernst-Haage-Preis 2024 ausgezeichnet worden. Sie und die anderen Preisträger überzeugten im Rahmen der feierlichen Preisverleihung rund 150 Zuhörer*innen davon, dass sie zurecht ausgewählt worden waren. 

Zwei Dinge wurden der Verleihung der diesjährigen Ernst Haage-Preise der beiden Mülheimer Max-Planck-Institute ganz deutlich. Erstens: Die moderne Chemieforschung ist unglaublich vielseitig und spannend. Zweitens: Egal, in welchem Bereich der Chemie die Wissenschaftler*innen forschen – Nachhaltigkeit spielt für sie alle eine wesentliche Rolle bei ihrer Arbeit.

Prof. Dr. Siegfried R. Waldvogel, Direktor am Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion (MPI CEC), ging in seiner Keynote Lecture darauf ein, welche Rolle Elektrochemie in Zukunft spielen werde. So betonte er, wie sehr sich der Anteil erneuerbarer Energien in den vergangenen Jahren erhöht habe – und auch in Zukunft noch erhöhen werde. Sowohl für die Produktion synthetischer Kraftstoffe als auch für Feinchemikalien sei die Elektrochemie von großem Wert, so Waldvogel. Unter anderem auch, weil es sich um eine verhältnismäßig sichere Technologie handle, die auch wenig chemische Abfälle produziere. „Die Elektrosynthese ist ein sehr großes Spielfeld“, ist Waldvogel überzeugt.

Um das Thema Sicherheit ging es auch im Vortrag von Tim Schulte, einem der Preisträger des Ernst Haage-Preises für Doktoranden und Postdoktoranden. Schulte, der in der Abteilung von Tobias Ritter am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung arbeitet, ist es gemeinsam mit seinen Kolleg*innen gelungen, die risikobehaftete Chemie mit Aryldiazoniumsalzen deutlich sicherer zu machen.

Der zweite Ernst Haage-Preis in dieser Kategorie ging in diesem Jahr an Dr. Sheng-Hsiang Lin, der in der Abteilung von Prof. Dr. Walter Leitner am MPI CEC promoviert hat. Lin, der den Mülheimer Campus bereits im Rahmen eines Praktikums vor mehreren Jahren kennengelernt hatte, hielt einen Vortrag über die innovative Methode der Magnetische Katalyse, welche ebenfalls bei der Produktion von Feinchemikalien eine Rolle spielen könnte.

Um die chemische Forschung in Sachen Nachhaltigkeit voranzutreiben, braucht es in vielen Bereichen ein noch tieferes Verständnis für die vielen Abläufe innerhalb einer Reaktion. Das wurde im Vortrag von Prof. Dr. Barbara A. J. Lechner deutlich. Die junge Wissenschaftlerin, die an der TU München lehrt, wurde in diesem Jahr mit dem nationalen Ernst Haage-Preis ausgezeichnet.

„Wir sind unglaublich stolz auf die fantastischen Techniker*innen und Auszubildenden hier auf unserem Campus“, hatte Prof. Serena DeBeer, Direktorin am MPI CEC und Vorsitzende des Ernst Haage-Kuratoriums, in ihrer Begrüßung betont. Und so ist es nur folgerichtig, dass auch in diesem Jahr zwei besonders herausragende Auszubildende für ihre Arbeit ausgezeichnet wurden: Elisabeth Glöckler, Chemielaborantin am MPI CEC, und Hinrich Kludig, Industriemechaniker am MPI für Kohlenforschung.

Benannt ist der Ernst Haage-Preis nach dem 1968 verstorbenen Mülheimer Unternehmer Ernst Haage, der durch seine wissenschaftlich-technischen Instrumente, Geräte und Apparaturen seit 1932 eng mit der Forschung der Mülheimer Max-Planck-Institute verbunden war. Die Ausbildung junger Menschen war ihm stets ein wichtiges Anliegen.